herr possalla
herr possalla räumt auf, sorgt für ordnung und gerechtigkeit - auf dem spielplatz...
Di
02
Dez
2008
vorgestern hatte ich eine lesung im bürgerhaus wilhelmsburg - in meiner neuen HEIMAT sozusagen, denn ab ungefähr weihnachten wohne ich ja genau dort, in wburg.
schon den ganzen tag vor der lesung hatte ich kisten, sofas, kühlschränke nach wburg verfrachtet, denn freund spring zieht auch dorthin, gutes gefühl, dann gleich mit ner lesung zu starten und mich als neu-wilhelmsburger präsentieren zu können. da hat man irgendwie gleich ein stein im brett, hab ich jedenfalls gehofft...
jedenfalls saß ich mit bedo auf der bühne. bedo ist deutsch-türke, groß geworden auf eben dieser elbinsel und inzwischen moderator beim hamburger fernsehsender hh1 - und moderator des deutsch-türkischen lesefests. wir haben auf der bühne u.a. darüber geredet, was heimat für einen in deutschland aufgewachsenen türken ist. einer, der die türkei vielleicht nur aus dem urlaub kennt und höchstens vier worte türkisch spricht. mit genau so einem hatte bedo nämlich mal gesprochen, ich glaube im rahmen einer arbeit, an der er geschrieben hat. erstaunlicherweise meinte er: "ganz klar türkei!", bedo hat natürlich nachhaken müssen und die begründung war, dass man ihn hier nicht wolle, dass er hier nicht ankomme, keine chancen sehe. eben WEIL er türke sei. also sei er dann eben auch türke - und zwar stolzer. definition ex negativo, wenn man so will: eine heimat zu "wählen", die man nicht kennt, zu der man kaum bezug hat, aus der sich keine erinnerungen speisen, sondern die nur im hintergrund existent ist und sich in der faktischen heimat bemerkbar macht - es vielleicht wirklich schwerer macht, die bestimmte probleme mit sich bringt, die aber vielleicht auch ausrede oder wenigstens fluchtpunkt ist. bedo sprach sogar von "lamentieren", das "uns türken" dann häufig unterlaufe (wobei bedo zwar "wir" sagt, sich selbst aber wohl kaum meinen kann - er ist ja das paradebeispiel eines erfolgreich integrierten, gut ausgebildeten migranten mit besten berufsaussichten...).
ich hab dann natürlich auch etwas von dieser seite, diesem projekt erzählt und bedo hat mich kurz angesehen, überlegt und meinte dann:
"heimat ist da, wo man satt wird!" (ich weiß es nicht mehr genau - zitat seines großvaters?)
- da haben wir sie ja endlich! die definitive, ultimative definition von heimat!
juchhe!
das leben kann so einfach sein.
übrigens hat bret eine tolle kleine szene aus seinem ecuadorianischen alltag im mitmachbereich gepostet und natürlich gibts ein neues portrait. jost, künstler, maler, grafiker, spricht über seine arbeit, seinen antrieb, seine sorgen.
herr possalla räumt auf, sorgt für ordnung und gerechtigkeit - auf dem spielplatz...
Kommentar schreiben
axel (Mittwoch, 27 August 2008 22:43)
die kleinen bestätigenden "hmhm"-laute vom kameramann sind lustig.
super cool gespielt, aber der part mit der wespe gefällt mir nicht, das ist langweilig.
ist das eigentlich improvisiert oder penibel mit drehbuch gekocht ?
Finn-Ole Heinrich (Mittwoch, 27 August 2008 22:51)
improvisiert! ich hab sozusagen von der figur geträumt und mir dann ein paar lose szenen ausgedacht und die hat der herr possalla dann improvisierend ausgemalt...
die wespe übrigens war GAR nicht geplant. die ist mir tatsächlich um die ohren geflogen und da war der possalla schon so drin... - und ich liebe es. dieser plötzliche pseudo-philosophische ausflug. naja.
mrgosh (Donnerstag, 28 August 2008 09:24)
Schönes Ding - Finn!
Freu mich schon Dir mal wieder von meinen Träumen zu erzählen!
Diese Improvisierten Ideen sind echt super - Mehr davon!
Ronja (Samstag, 30 August 2008 22:52)
Köstlich =)
die Szene mit dem Papierflieger und die mit dem Feger..einfach herrlich..
Der Spiegelplatz des Lebens..
indi (Montag, 01 September 2008 22:35)
...ein wunder-voller film...herr possalla...EIN mann...und sooooo viel herz :-)
Stephan (Donnerstag, 11 September 2008 14:49)
ich finde den Film eher seltsam als lustig. Der Herr Posalla wirkt auf mich leicht verwirrt. Die Idee, dass jemand im Anzug den ganzen Tag über von Neun bis 18 Uhr einen Spielplatz "managt", finde ich unglaubwürdig.
Die Idee hat schon was und wenn ich diese Geschichte lesen würde, fände ich sie gut und hätte glaube ich mehr gelacht.
Aber dieser Mann auf dem Spielplatz erzeugt eher ein Unwohlsein bei mir.
super (Mittwoch, 24 September 2008 11:49)
lustig!!
Julia (Freitag, 03 Oktober 2008 00:15)
Stephan, bei uns in der stadt gibt es einen alten mann, er läuft tagein tagaus im anzug und weißem hemd herum. er geht in geschäfte, trinkt mal tee, mal bier. grüßt alle, jeder kennt ihn. ich sehe ihn jeden tag. hab gar nicht mitbekommen seit wann ich ihn auch grüße...
Oster (Donnerstag, 06 November 2008 21:33)
auch bei mir ein Unwohlsein. Der Gedanke, so einer läuft wirklich irgendwo auf Spielplätzen rum... was im übertragenen Sinn in dieser Welt dauernd passiert. So ein Herr USA, der dem Rest der Welt, den armen Kinderchen, sagt, wie es zu sein hat. Pädagogisch wertvoll zu sein hat...