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Di

02

Dez

2008

hauptsache satt

hauptsache satt

vorgestern hatte ich eine lesung im bürgerhaus wilhelmsburg - in meiner neuen HEIMAT sozusagen, denn ab ungefähr weihnachten wohne ich ja genau dort, in wburg.

schon den ganzen tag vor der lesung hatte ich kisten, sofas, kühlschränke nach wburg verfrachtet, denn freund spring zieht auch dorthin, gutes gefühl, dann gleich mit ner lesung zu starten und mich als neu-wilhelmsburger präsentieren zu können. da hat man irgendwie gleich ein stein im brett, hab ich jedenfalls gehofft...

jedenfalls saß ich mit bedo auf der bühne. bedo ist deutsch-türke, groß geworden auf eben dieser elbinsel und inzwischen moderator beim hamburger fernsehsender hh1 - und moderator des deutsch-türkischen lesefests. wir haben auf der bühne u.a. darüber geredet, was heimat für einen in deutschland aufgewachsenen türken ist. einer, der die türkei vielleicht nur aus dem urlaub kennt und höchstens vier worte türkisch spricht. mit genau so einem hatte bedo nämlich mal gesprochen, ich glaube im rahmen einer arbeit, an der er geschrieben hat. erstaunlicherweise meinte er: "ganz klar türkei!", bedo hat natürlich nachhaken müssen und die begründung war, dass man ihn hier nicht wolle, dass er hier nicht ankomme, keine chancen sehe. eben WEIL er türke sei. also sei er dann eben auch türke - und zwar stolzer. definition ex negativo, wenn man so will: eine heimat zu "wählen", die man nicht kennt, zu der man kaum bezug hat, aus der sich keine erinnerungen speisen, sondern die nur im hintergrund existent ist und sich in der faktischen heimat bemerkbar macht - es vielleicht wirklich schwerer macht, die bestimmte probleme mit sich bringt, die aber vielleicht auch ausrede oder wenigstens fluchtpunkt ist. bedo sprach sogar von "lamentieren", das "uns türken" dann häufig unterlaufe (wobei bedo zwar "wir" sagt, sich selbst aber wohl kaum meinen kann - er ist ja das paradebeispiel eines erfolgreich integrierten, gut ausgebildeten migranten mit besten berufsaussichten...).

 

ich hab dann natürlich auch etwas von dieser seite, diesem projekt erzählt und bedo hat mich kurz angesehen, überlegt und meinte dann:

"heimat ist da, wo man satt wird!" (ich weiß es nicht mehr genau - zitat seines großvaters?)

- da haben wir sie ja endlich! die definitive, ultimative definition von heimat!

juchhe!

das leben kann so einfach sein.

 

übrigens hat bret eine tolle kleine szene aus seinem ecuadorianischen alltag im mitmachbereich gepostet und natürlich gibts ein neues portrait. jost, künstler, maler, grafiker, spricht über seine arbeit, seinen antrieb, seine sorgen.

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Mi

05

Nov

2008

flaschen sammeln fürs zweite deutsche fernsehen

ich bin mal wieder unterwegs. grad in berlin. das ist eigentlich auch gut, weil ich ja grad gar keine wohnung hab. wenn ich unterwegs bin, fällt mir das nämlich nicht so auf, dass mir eine wohnung schon ein bisschen fehlt...

doof ist nur, dass jetzt auch meine digitale heimat halbkaputt ist. mein rechner will nicht mehr mit dem internet... das ist fatal für mich. zum glück hab ich hier grad einen ersatz-pc.

in berlin wohne ich bei meinem onkelfreund und der ist auch ein ziemlicher wandervogel, war früher oft und lange in afrika, hat dort immer wieder auch jahrelang gelebt. und so fand ich gestern nacht noch eine art kalender in seinem zimmer. einen kalender mit afrikanischen weisheiten für alle lebenslagen. aber welche seite ist aufgeschlagen? die mit zwei weisheiten zum thema heimat. na, wenn das kein zufall ist:

 

"wenn du nicht mehr weißt, wohin du gehen sollst, halte inne und schau zurück, woher du gekommen bist." (>aus afrika< steht darunter, naja...)

 

und

 

"es gibt keinen weg, der nicht irgendwann nach hause führt"

 

 

ich war vor ein paar tagen übrigens auch mal wieder in der zwischendurch-heimat hannover und dort auf einem wirklich großartigen konzert von geoff berner (ein - ich glaube - kanadier, der in irgendeiner form jude ist, jedenfalls klezmer-punk oder -songwriting macht). auf diesem konzert habe ich irgendwie sehr viel über mich und über deutschland und heimat und so weiter gelernt.

erstens nämlich hat berner eine geile bühnenpräsenz gehabt. er allein mit seinem akkordeon hat zwei stunden lang zweihundert leute gefesselt, was schon mal bemerkenswert ist. alle waren begeistert - aber zum mitsingen hat er sie trotzdem nicht bewegen können, so sehr er es auch versucht hat. das ist irgendwie typisch, finde ich. auch typisch für mich, übrigens. ich hätte mir so gewünscht, einfach mitzugrölen. hab ich aber nicht gemacht. warum nicht? weiß ich auch nicht, aber irgendwie dachte ich in diesem moment: das ist so typisch deutsch oder wenigstens: so typisch norddeutsch- und schade.

zweitens - humor! berner war so verdammt witzig, so bissig, sarkastisch und ironisch, dass ich ganz neidisch war. so auf das leben gucken zu können, muss unglaublich schön und erleichternd sein. ist das den meisten deutschen einfach nicht möglich? ich meine: mit etwas mehr ironischer selbstdistanz könnte man auch einfach singen und drauf scheißen, ob man die töne trifft oder nicht. aber allen ist es immer so wichtig, sich bloß keine blöße zu geben und man lacht lieber über einen anderen, als sich selbst auszuliefern. naja.

drittens ist berner nun offensichtlich jude oder sieht sich in einer jüdischen tradition oder wie auch immer, jedenfalls war auch EIN typ im publikum, der das konzert die ganze zeit gestört hat. oder jedenfalls hat er es probiert. ich stand zu weit von ihm weg, um zu verstehen, um was es ihm ging, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er einfach ein rechtes arschloch war und rumgepöbelt hat. ziemlich peinliche, ziemlich ungute situation. berner ist cool mit der sache umgegangen, aber weil er gar kein deutsch kann, wars für ihn auch nicht einfach, das von der bühne her zu lösen. schließlich hat einer dem typen was ins ohr geflüstert und der typ ist dann zehn minuten später abgehauen. aber das war auch wieder so eine situation, von der uwe vielleicht schon ein bisschen im gästebuch gesprochen hat: plötzlich waren alle im raum zu einer haltung aufgefordert. und ich hatte das gefühl, dass es eben auch deshalb etwas besonders war, weil wir alle diesen geschichtlichen kontext haben. ein plötzlicher moment von kollektiver heimat. vielleicht hänge ich das jetzt zu hoch, aber es erinnert mich irgendwie sehr an das, was uwe im gästebuch geschrieben hat: heimat ist keine wahl. ich bin gezwungen, mich meiner heimat zu stellen, position zu beziehen...

 

 

so, eigentlich wollte ich nur kurz darauf hinweisen, dass es einen weiteren neuzugang auf heimathuckepack gibt: michael

 

und dass michael und der text über michael auch das interesse des zdf geweckt hat und zum selben thema eine kleine doku oder reportage entstanden ist, die bald im zdf zu sehen ist: das geld liegt auf der straße

 

sonst noch ein kurzer werbehinweis: ich les heut abend in berlin. in wladimir kaminers café burger. mehr dazu hier!

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Mi

29

Okt

2008

if life sucks

ich habe endlich eine wohnung gefunden. leider wird sie erst zu weihnachten frei. umziehen muss ich übermorgen trotzdem schon mal... bevor meine sachen für die nächsten zwei monate wieder in einem dunklen keller verschwinden, hab ich die gelegenheit genutzt und die fotos aus dem libanon ein wenig poliert und hochgeladen. sozusagen als ergänzung zu den zwei libanon-blog-artikeln.

hier:

gestern habe ich übrigens die wahrscheinlich komischste lesung meines lebens gehabt. als avatar im second life, zu gast im digitalen literaturhaus dagny. vielleicht knappe zehn leute waren mit mir da und haben zugehört. komisch. ich sitze also in einem zimmer in hamburg, glotze auf einen monitor und murmele in eine kleines mikrofon. und auf dem monitor stehen ein paar schlecht animierte figuren rum und machen nichts (weil sie ja zuhören). danach sind wir noch alle zusammen tanzen gegangen ("wie tanzt man eigentlich?", "du musst auf den roten knopf drücken!", "geil! ihr tanzt ja nackt? wie zieht man sich den aus?", "musste im inventar... blabla!"). dann ist mein rechner abgestürzt und ich bin statt nackt zu tanzen, dick angezogen durch den regen nach hause geflitzt.

herr b., der während der lesung anwesend war und diese schönen fotos gemacht hat:

sagte anschließend:

 

if life sucks, second life sucks twice.

 

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Do

09

Okt

2008

ankommen

gestern haben wir am saftladen einen russen kennen gelernt, der uns mit einem freundlichen "chello, chello, how are you, my friends" empfing, uns saft ausgab und auf die gegenfrage, wie es ihm denn gehe, antwortete: "nice! good weather, no bombs today!" und sich schlapp lachte. er sah aus wie der russische zwilling vom dude oder wenigstens wie irgendeinem cohen-brothers-film entsprungen, mit seiner 70er-jahre-pornobrille und den tausenden nasenhaaren, aber er ist der leiter des beiruter symphonie-orchesters. und er hat uns zu einem konzert eingeladen. morgen abend in der kirche. (überhaupt überraschend: 50% christen hier in beirut)

und so ging der tag weiter. wir haben plötzlich hineingefunden in die stadt, so scheint es. was mir vorgestern noch alles verschlossen und fremd und unwirtlich erschien, über das kann ich heute lachen. ist ja nicht so, dass ich zum ersten mal im ausland bin - umso mehr überrascht es mich, dass ich nicht gelassener gestartet bin in diese tage... hätte ich doch wissen können, dass ich immer ein paar tage brauche, um mich zurecht zu finden, dass ich immer erstmal wie wild um mich greifen muss, mich dann zurückziehen und be(!)greifen muss, was und wie und warum - und dann plötzlich sitze ich auf einem plastikstuhl in der sonne, trinke mokka, huste vom abgas der klapprigen wagen, die nur fünf zentimeter hinter fuhsti über die straße rattern und freue mich, dass ich plötzlich gelassen bin.

wir haben pläne, das ist wichtig und das hat am anfang natürlich gefehlt. wir haben verabredungen, werden eingeladen. gestern haben wir einen haufen leute kennen gelernt, die uns jetzt teile der stadt zeigen werden, die uns mitnehmen, die erklären können, die besten orte kennen, tipps geben können. und am wochenende werden wir einen kleinen wagen mieten und in die berge fahren. die hisbollah sei eigentlich ganz nett, sagen hier alle. und wo ihr nicht weiter dürft, sagen sie euch dann auch, keine sorge. na denn!

heute morgen saß einer im hostel, der grad aus tripoli kam, wo man eher nicht hinfahren sollte im moment - zumindest hat das auswärtige amt ne reisewarnung rausgegeben -, aber er meinte: "dangerous? the whole country is dangerous! you shouldn`t be here if you`re afraid!" da hat er vielleicht recht.

 

angst habe ich nicht. aber ich war etwas enttäuscht am anfang. weil ich mich einfach nicht zurecht gefunden habe, weil ich gar nicht wusste, wohin mit mir. vielleicht ist es ja aber auch gut, erstmal enttäuscht zu sein, jetzt kann ich mich auf alles freuen.

wir wohnen jetzt bei freund fuhsti, schweren herzens haben wir uns heute morgen vom problem, problem-opa verabschiedet, der zum frühstück araq trinkt  und abends schnarchend in der lobby liegt, den schlüssel für den getränkeschrank unter dem kissen.

 

ich mache ja urlaub, das muss ich mir auch immer wieder sagen: ich merke jeden tag mindestens fünf mal, wie ich über kleine dokumentarfilme nachdenke... über den pförtner des instituts, über die müllmänner auf den straßen, über die kleine autoreifenwerkstatt oder den aufpolsterer oder den hommos-mann, bei dem wir jeden mittag um drei frühstücken oder über die taxifahrer, die katzen, die winzigen bürgersteige. nein! man kann das alles ja eigentlich auch einfach mal sehen und wirken lassen. oder? fällt mir echt schwer. irgendwie muss ich mir das alles, alle eindrücke immer erschließen, indem ich sie bearbeite oder wenigstens nachfrage. in diesem fall also vielleicht gut, dass ich nur drei worte arabisch kann. (oder was, was sich so anhört, dass die beiruter ungefähr ahnen, was ich wohl meine)

 

 

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Di

07

Okt

2008

problem, problem

libanon.

beirut. erscheint mir nach zwei tagen immer noch wie eine einzige, riesenhafte baustelle. wo nicht gebaut wird, fließt ein zäher, lauter, ständig hupender und heftigst nach abgasen stinkender verkehrsbrei. zerlumpte taxis, große luxusschlitten, einige mofas, keine fahrräder. auf winzigen bordsteinen, die wirken als seien sie nicht wirklich ernst gemeint, balanciert man durch den heißen tag, schlüpft mit zunehmender gelassenheit (oder ist es dreistigkeit?) durch den relativ langsamen verkehr.

beirut scheint mir bis jetzt kein ort, an dem man urlaub machen möchte, kein ort, an dem man leben möchte. eher eine große stadt, in der viele menschen aus den unterschiedlichsten gründen unterkommen. es gibt kaum plätze zum innehalten, kaum momente der ruhe, überhaupt nur wenig offene plätze, an denen man stehen oder sitzen kann. eine altstadt habe ich bisher auch nicht gefunden. hier und da stehen noch alte gemäuer, aber die meisten sind zerfallen oder dabei zu zerfallen, nicht wenige zerbombt oder von einschusslöchern übersäht. und ständig schießen sehr hässliche neubauten aus dem boden. ein konzept zum erhalt des stadtbildes kann ich nicht erkennen. es scheint nur darum zu gehen, wohnraum zu schaffen. schnell und günstig oder auf eine westliche art modern, was bedeutet: hoch, gläsern, glatt, wie eine hotelanlage. spring sagt: naja, vielleicht, weil man auch ständig damit rechnen muss, dass alles in zwei jahren wieder kaputt ist. vielleicht ist das so... obwohl es hier nicht wirklich gefährlich scheint, die straßen sind belebt, die menschen freundlich, lustig, ziemlich offen.

in berlin sieht man mehr menschen mit kopftuch als in den teilen der stadt, die wir bisher erlaufen haben.

 

ich glaube, ich zitiere mich jetzt selber, aber dieser satz drängt sich mir einfach auf: ohne sprache bist du ein idiot. das denke ich schon den ganzen tag. gestern nacht im taxi vielleicht am bisher heftigsten: wie ich an fuhstis lippen hänge als er sich schwerfällig mit dem fahrer unterhält. wie ich mich über seine wenigen und wenig elegant wirkenden brocken arabisch freue und ihm vor stolz und freude auf den kopf klopfe. wie ich mich freue, dass wir über ihn wie durch eine viel zu kleine tür in diese trotz aller starbucks, mcdonalds und prada-läden doch sehr fremde welt finden. oder wenigstens einen kurzen blick hinein werfen können.

es macht mich so klein und hilflos, dass ich mich nicht erklären kann, dass ich zu keinem witz fähig bin, zu keinem noch so kleinen gespräch, dass ich nicht fragen kann, wo diese oder jene straße ist, dass ich nicht einfach, selbstverständlich und souverän ein pfund trauben kaufen kann. ich komme mir vor wie in einer kleinen blase. ich bin ich mit meiner ganzen sozialisation, meiner eigenen kleinen welt und es gibt kaum austausch, solange ich hier bin, wenig kommt von außen in mich und so gut wie gar nichts von mir nach außen. die leute gucken mich an, manche lachen, manche gucken nur komisch, vielleicht, weil ich lange haare habe und ein band darin oder weil ich weißer bin als sie oder weil ich eine kurze hose trage.

 

ich hatte mir vorgenommen, nicht zu arbeiten, nicht zu schreiben. aber ist schreiben arbeit? heute nachmittag irgendwann kam das gefühl, das unfassbar eindeutige gefühl, dass ich mich heute hinsetzen muss und schreiben, ordnen, sortieren. so in der fremde laufe ich durch die gegend und kann nur eindrücke einsammeln, mir fallen hier und da kleinigkeiten auf und ich weiß gar nicht, wie ich das alles finde. ich muss es später vor mir ausbreiten und es noch einmal betrachten und sehen, was ich wirklich gesehen habe, wie ich das nun eigentlich finde.

 

heute morgen haben wir das hostel gewechselt. das neue hostel ist noch improvisierter, aber netter gelegen, etwas günstiger. der alte mann, der uns empfängt, sagt wenig, während er seine sachen aus unserem raum räumt. er hat es offenbar als seinen privatraum benutzt, er hängt wäsche ab, legt sie ruhig zusammen. das einzige was er ca. zwanzig mal zu uns sagt ist: "problem, problem", er meint: "no problem, no problem" - prima abkürzung, darüber freue ich mich! spring findet mit scheinbar untrüglichem instinkt in unserem schrank schnell eine halbe flasche johnny walker und zwei bananen. wir machen uns auf den weg. tänzeln für stunden über die schmalen bordsteine, kaufen irgendwann eine dose cola und hier gibt es tatsächlich noch diese komischen öffnungen, die ich nur noch aus kindheitserinnerungen kenne, laschen, die man aus der dose zupft. es sind solche kleinigkeiten, mit denen ich ein notizbuch füllen könnte...

 

und zwei dinge werden mir klar: ich brauche das schreiben, um mich selbst zu sortieren, um mich festzuhalten, um die tage, alles fremde für mich greifbar und erfassbar zu machen.

und: ich selbst wäre hier einfach nur allein und fremd. mit meinen zwei freunden allerdings, fühlt sich alles ganz und gar anders an. als wir am sonntag in der nacht vom flughafen in die stadt fahren, denke ich noch: wo sind wir jetzt, was wird das hier. aber spätestens als gestern nachmittag die tür aufgeht und fuhsti lachend in der tür steht, bin ich zwei drittel entspannter, lockerer. ich frag mich nicht mehr, was ich  hier eigentlich will, warum ich hier bin, was das soll. ich bin jetzt einfach hier. mit meinen freunden. und wir könnten fast überall sein. wie hat conny das im gästebuch geschrieben? "heimat ist da, wo wir sind - egal, wo meine füße gerade stehen" oder so... ja! ich merke ja doch so deutlich, wie fremd ich hier bin. aber ich merke auch, wie viel heimat ich in mir habe und sie wird sofort möglich und fühlbar und sichtbar und auch entfaltbar, wenn meine menschen mit mir sind, wenigstens zwei. und ich glaube, dass wir zu dritt dann auch in der lage sind, diese blase, die wir um uns tragen, etwas durchlässiger werden zu lassen. wir dringen mehr nach außen. das außen dringt mehr zu uns durch. das hat wohl viel mit sicherheit zu tun. ich weiß: ich kapsele mich ab und ziehe mich zurück, wenn ich unsicher bin. mit dem gelassenen fuhsti und diesem spring, der immer vorläuft und jede situation annimmt, an meiner seite, kann ich mich ganz anders fühlen.

 

 

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Fr

03

Okt

2008

tasche packen

es geht schon wieder los. einen tag in hamburg, zum sachen waschen, tasche packen, morgen lesung in berlin, dann nach frankfurt, von dort in den libanon. bach beirut. freund fuhsti besuchen. der macht dort grad ein praktikum.

 

weil mir bestimmt ideen zum thema heimat kommen werden, ich aber nicht weiß, wie oft ich online sein werde und wie im libanon überhaupt die tastaturen aussehen, hab ich heute nochmal vollgas gegeben, ein neues kurzes portrait eingestellt, ebenso julias beeindruckenden text und ihre schönen fotos über den besuch ihrer alten heimat in kasachstan - sehr, sehr lesenswert...

 

nur mal ein kleiner auszug:

"Ich erinnere mich an die Pakete zu Weihnachten von meinem Onkel aus Deutschland. Das war einfach der blanke Wahnsinn für meinen kleinen Bruder und mich. Voll mit Bonbons, Kaugummis und Schokoweihnachtsmännern. Das Papier wurde noch monatelang aufgehoben und auf dem Schulhof, an dem ich vorhin erst vorbeigegangen bin, getauscht. Für deutsches Wickelpapier gabs immer zwei russische und wenn das Hubba Bubba Papier noch gerochen hat, dann konnte man durchaus auch drei verlangen. Das war wie Sticker tauschen."

 

jetzt den koffer packen...

 

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Do

25

Sep

2008

unfertige fragen

hab vor ein paar tagen gomorrha im kino gesehen. und wieder habe ich mich gefragt - wie ich mich ganz oft bei solchen filmen oder geschichten frage, die von so schrecklichen lebenssituationen erzählen - warum eigentlich die leute nicht aufbrechen und es woanders probieren. was sie da hält, wo ihr leben bedroht ist, es ihnen schlecht geht, sie in ständiger angst leben müssen. ich meine: klar, erstens sind ja enorm viele menschen unterwegs, eben weil ihre lebenssituation so beschissen ist und sie woanders ihr glück vermuten und zweitens sind das wahrscheinlich ganz unterschiedliche gründe, die im einzelfall dazu führen, dass man bleibt, wo man ist (arbeit? familie? sprache? der charakter? ...), trotzdem finde ich es dann doch immer wieder erstaunlich, wie viele menschen bleiben. warum bleibt man? mal als gegenfrage zu diesen enormen migrationsbewegungen.

 

ich hab vor ein paar monaten auch einen russischen dokumentarfilm gesehen, in dem es um das leben einer familie ging, die in einer unfassbar lebensfeindlichen gegend lebte, in einem erdloch, abgeschieden, hungernd, einsam. und nach und nach kam heraus, dass sich die älteste tochter vor kurzem im wohnzimmer aufgehängt hatte. da hatte ich dieselbe frage im kopf. wenn man so verzweifelt ist, warum geht man dann nicht einfach? warum probiert man nicht was anderes? schlimmer kanns dann ja offenbar gar nicht mehr werden. fehlt vielleicht die perspektive? kann das sein? heute noch? da weiß man doch von der halben welt und kann auch halb darauf zugreifen, in zeitungen, büchern, filmen, im internet...

ich hab mich früher schon immer gefragt, warum die leute sich eigentlich in lebensfeindlichen gegenden ansiedeln, in der wüste, in der arktis, im hochgebirge. als ich klein war und mein vater seinen hof noch hatte, ich weiß noch, da hat er manchmal gesagt: ein paar dörfer weiter, in der marsch, da wohnen die reichen bauern, mit den dicken höfen. und ich hab mich immer gefragt: ja, warum wohnen denn dann eigentlich die leute hier?

 

naja, das sind natürlich alles naive fragen, aber vielleicht hat ja jemand lust, naiv zu antworten... fänd ich ja spannend, gründe zu erfahren, warum jemand bleibt, obwohl es hart ist.

 

uwe hat im gästebuch schon mal einen grund formuliert, den ich spannend finde: "weil ich das Gefühl habe, dass ich hier gebraucht werde, weil ich mich in dieser Heimat zu positionieren habe"

heimat nicht als etwas schnuckeliges, als wärmender schoß, sondern als aufgabe.

 

eine wirklich bewegendes dokument einer unerträglichen lebenssituation, eines aufbruchs und mäßigen glücks in der fremde habe ich vor ein paar tagen zugeschickt bekommen. ein anonymer monolog, der im mitmach-bereich der seite zu finde ist: ich hatte kein schönes leben... - unbedingt lesen! geht unter die haut!

 

 

außerdem habe ich wieder einen menschen getroffen. monika. mit ihr habe ich mich über pommes unterhalten. unter anderem.

 

 

 

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Do

18

Sep

2008

gentleman

im gästebuch wird nachgedacht über sprache, kultur, musik, fußball und neuerdings auch über religion, gott, glaube als orte, als teile von heimat.

ich habe mich also auf die suche gemacht nach einem kompetenten gesprächspartner. und gefunden habe ich: johannes.

 

er sagt: gott ist ein gentleman.

 

und ich freu mich über leser!

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Fr

12

Sep

2008

revolution und humor

salut!

 

pünktlich zum anbrechenden wochenende gibts einen weiteren neuzugang auf

 

heimathuckepack.de

 

 

matthias war unter anderem gärtner, blumenbinder und einer der wichtigsten friedensaktivisten in thüringen. mit ihm hab ich mich über humor unterhalten.

 

morgen werd ich 26. und gerade denke ich: ist alter eigentlich auch irgendwie eine form von heimat? also: die zugehörigkeit zu einer generation? oder das gefühl, so und so alt zu sein? sich so und so alt zu fühlen? warum zum beispiel kleiden sich große teiler einer altersgruppe ähnlich? (und, haha, wer stellt eigentlich das rentner-einheits-beige her? wo werden die fleischwurstfarbenen jäckchen hergestellt, die in meiner cuxhavener heimat den sommerlichen strand beherrschen?).

hat jemand ideen, erfahrungen, gedanken?

ist ja auch interessant, weils ja auch eine sich ständig verändernde heimat wäre. also: nicht das geburtsjahr, aber ja das alter. und was einem mal sicher war, wird vielleicht kompliziert: bin ich noch attraktiv, bin ich es vielleicht nicht mehr? kann ich das noch tragen, passt das noch zu mir? was passt überhaupt zu meinem alter, was ist altersgemäß?

und kommt mir nicht mit: man ist so alt, wie man sich fühlt...

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Di

09

Sep

2008

146 zu 91

ist blog-schreiben eigentlich nabelschau?

irgendwie schon. ich geh jetzt mal in die vollen: sitze am schreibtisch meiner mutter, neben mir schnarcht der alte hund, manchmal quiekt er leise im traum (hunde träumen!) und ich bin zittrig. eben habe ich mir das elektronische blutdruckmessgerät geschnappt, das hier rumfliegt und gemessen: 146 zu 91 - das ist viel zu hoch. gar nicht gut. hat zwei gründe, schätze ich. erstens: ich habe eben espresso getrunken. zweitens: heute ist die preisverleihung des niedersächsischen literaturpreises in osnabrück. (morgen übrigens zwei lesungen in osnabrück, wer da zufällig in der nähe ist, ist herzlich eingeladen! infos auf www.finnoleheinrich.de) ich bin einfach aufgeregt.

 

so, jetzt aber zum wesentlichen:

die diskussionen auf der seite, vor allem im gästebuch nehmen langsam fahrt auf, auch wenn die themen im moment vielleicht nicht jedermanns geschmack sind, so sind sie doch irgendwie spannend und teils sehr, äh, anschaulich. ein blick lohnt...

 

und es gibt einen neuzugang: falk, eine zufallsbegegnung am bahnhof, erzählt kurz, knapp, präzise und schnoddrig vom leben, von tattoos und dem tod. zum portrait

 

das jetzt.de-interview gibts hier.

 

 

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Sa

06

Sep

2008

fritz und cuxhaven

zu hause im regen, in der stadt, in der ich zur schule gegangen bin. cuxhaven. eigentlich bin ich hier, um einen workshop mit schülern zu machen. eigentlich sollten deren texte irgendwann auf dieser seite landen. leider haben sich nicht genug leute angemeldet und der workshop fällt aus. so ist cuxhaven. schwierig, hier irgendwas auf die beine zu stellen. ein sehr vertrautes gefühl. ein heimatgefühl sozusagen.

 

gerade habe ich mit marcus richter von radio fritz vom rbb telefoniert. heute abend um 18.40 uhr machen wir ein kleines telefoninterview, das man auf: 

http://trackback.fritz.de 
anhören kann. dort werden wir heimathuckepack.de, das projekt, die idee ein bisschen vorstellen. 
einen schönes interview von florian zinnecker von jetzt.de kann man hier lesen.
das nächste portrait kommt hoffentlich noch morgen.

 

 

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Mi

03

Sep

2008

heimat, heimat, heimat

 

hierzu mal ein paar ganz banale mitteilungen aus dem alltag. 

ich habe nämlich gerade einen monat lang mit meinem besten freund bett und zimmer geteilt. und das bedeutet: ich habe seine vierzehn qm mit meinen unzähligen kubikmetern plunder vollgemüllt und ihm jede nacht das kissen streitig gemacht. JETZT aber habe ich endlich mein zimmer beziehen dürfen. und das bedeutet: kisten schleppen. und die packe ich nicht mal aus, denn in diesem zimmer werde ich auch nur einen monat wohnhaft bleiben (den ich aber auch eh überwiegend unterwegs verbringe), denn dann löst sich diese wg hier auf und zieht woanders hin. und was mit mir dann passiert, ist mir noch nicht so richtig klar. jedenfalls suche ich jetzt wieder eine wohnung (und eine kleine suchmeldung ist unten zu lesen. das erlaube ich mir, weil der hamburger wohnungsmarkt einfach unfassbar ist!)...

 

morgen fahre ich erstmal in meine ALTE HEIMAT. nach cuxhaven. dort bin ich dann zwei wochen lang und schreibe mit schülern an geschichten, die sich mit aufbruch beschäftigen. wenn der workshop zustande kommt, wenn also genug leute mitmachen und wenn die geschichten schön werden und die teilnehmer lust und mut haben, dann wird es diese geschichten auch hier auf dieser seite zu lesen geben (und vielleicht sogar zu hören! wir planen, die geschichten auch gleich einzulesen!). und dann wird sich auch endlich der mitmach-bereich, der bisher noch ganz leer ist, füllen. man kann mir aber auch gern schon vorher kleine, große fetzen, gedanken, geschichten, ideen, momente zuschicken, die mit heimat, unterwegssein, aufbruch oder ähnlichem zu tun haben. darüber würd ich mich sehr freuen. uwe hat z.b. gestern nacht ein paar kleine gedanken und momente im gästebuch hinterlassen. jeah!

 

und ansonsten wollte ich mal mitteilen, dass ich versuchen werde, immer so um den freitag herum (naja, sagen wir mal: zum wochenende), ein neues portrait auf die seite zu stellen. manchmal mag sich der termin vielleicht verschieben, denn nicht überall hat man ja internet, aber eigentlich sollte es ungefähr so funktionieren. also: DRAN BLEIBEN!

 

und zum abschluss noch ne kleine umfrage: ich such worte. worte, die einen vorgang oder ein ritual beschreiben, das es nur bei dir in der region gibt. oder die einen solchen vorgang zumindest mit einem wort beschreiben, das es nur in deiner region gibt. 

ich wollte nämlich neulich einem berliner freund erzählen, was boßeln ist. wusste er nicht. kannte er nicht. kennt man auch nicht, offenbar, wenn man nicht vonne küste wech kommt. kann man nämlich auch nur bei uns spielen, da wo es flach ist. boßeln ist: durch die gegend laufen, einen bollerwagen mit getränken ziehen, eine schwere gummikugel vor sich herwerfend, ihr hinterher laufen, dabei trinken und irgendwann irgendwo landen und grünkohl essen. boßeln, ganz klar.

 

 

---

 

 

ich bin auf der suche. mal wieder. und zwar nach einer neuen heimat. einer wohnung, in hamburg.

 

noch bis mitte januar kann ich notfalls irgendwo unterkommen, trotzdem suche ich ab sofort: 

eine schöne 2-3 zimmerwohnung, gerne mit balkon oder ähnlichem, 

gern auch in altona, ottensen, st. pauli, eimsbüttel, 

von mir aus aber auch in sonstwo, wo es okay und einigermaßen zentral ist, 

also bahrenfeld, wilhelmsburg, berliner tor wären auch okay, wenns ne schöne butze ist...

 

wir sind zu zweit und könnten so bis maximal 700 € löhnen.

 

ich würd mich riesig freuen, wenn jemand was hört, was hat, wen kennt

- und mir bescheid gibt.

 

finn@pipe-up.de

 

 

und so beknackt sieht das ganze dann in der regel aus: 

(ich kenne diese menschen übrigens nicht - aber unser abi-jahrgang macht auch jedes jahr so eine tour. zum glück gibts davon noch nichts auf youtube!)

 

 

 

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Mi

27

Aug

2008

los gehts

so.

zack.

hier ist sie.

noch vollkommen inkognito, noch unerkannt, noch unbekannt: meine digitale heimat als erstentwurf - heimathuckepack.de

hier soll was wachsen in den nächsten monaten, tag für tag, woche für woche, von september bis november. ein sammelsurium von menschen, begegnungen und kleinen geschichten direkt aus dem leben. 

 

gerade sitze ich in hamburg, neben mir ein fenster mit grau und regen darin, ich bin trotzdem guter dinge, denn jetzt kann es losgehen. ich habe keine sorge, dass diese digitale heimat nicht schon bald aussieht wie meine zimmer schon immer aussahen, schon wenige tage nach dem einzug: rumpelig, übervoll, privat, etwas unordentlich, dafür gemütlich (finde ich). wer mit mir hier einziehen will, der abonniere diesen blog oder trage sich in den newsletter links unter der navigationsleiste ein!

diese seite ist zum mitmachen! also mach mit, hinterlass deine spuren, kommentiere die portraits, bewerte sie, schreib ins gästebuch oder schick mir deine geschichte, vielleicht findet sie hier ihren platz... UND VOR ALLEM: empfehle diese seite weiter, schick sie rum - das wär nett!

auf bald!

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