heydi

23, Radiomacher und Journalistik-Student.

 

ICH BIN EIN GROßER KANDIDAT FÜR: SICH VERRENNEN. ROMANTISCHES SICH VERRENNEN

 

 

Spaß ist Kochen, essen, Punkrock, lauter Punkrock, billiges Bier. Und Menschen, na klar: Menschen, die man mag. Nebenbei produktiv sein, ich mach Radio, jede Woche ne Sendung und helfen sonst, was eben geht und Sinn macht.


Heydi heiß ich schon seit der ersten Klasse, kleines Grundschultrauma. Fing damals grad so an, diese Lieder, mit Abflussrohren und Bergen und so. Hab mich einfach schnell dran gewöhnt so genannt zu werden. Heute stell ich mich so vor.
Ja, Schule, da hatte ich einfach keine Lust, das war mir alles zu anstrengend, ich hab immer nur so viel gemacht, wie gerade nötig war und manchmal auch noch weniger. War auf nem katholischen Gymnasium, da hats natürlich Stress gegeben, meine Art. Hatte viele Freunde, trotzdem war das Umfeld komisch: sehr eingeschränkt, diese Grenzen im Denken, also gerade wenns eben um religiöse Fragen ging. In Religion hatte ich mündlich ne sechs. Nicht weil ich nicht mitgemacht hab, sondern weil ich falsch mitgemacht hab: ich wollte eben diskutieren. Hab ich auch gemacht, auch wenn die mich nicht mehr drangenommen haben.


Und in der 10. Klasse hab ich dann also überlegt: Mh, das Ganze macht doch keinen Sinn, warum soll ich da noch weiter hingehen? Also bin ich abgegangen. Dann also zwei Jahre raus. Das erste Jahr hat mir unglaublich gut getan. Hab im Krankenhaus gearbeitet, erstmal einfach um Geld zu haben, was zu tun zu haben. Aber dann wars wirklich ne Riesenerfahrung für mich, bin mit Sachen in Kontakt gekommen, die ich nicht kannte. Ich würd das heute als einen meiner Schlüsselmomente beschreiben. Hab Leute getroffen, denen es ziemlich scheiße geht. Oder: ging. Die leben heut nicht mehr. Und dadurch hab ich eben auch gesehen, was das überhaupt für ein Wert ist, wenns einem einfach gut geht, wenn man Spaß im Leben hat, wenn man ein bisschen machen kann, was man will.


Ich mag Brüche. Mochte ich schon bei meinem Vater. Der ist gelernter Polsterer, Meister, lief gut alles. Hatte dann aber gesundheitliche Probleme und hat mit 40 nochmal angefangen zu studieren. Fand ich erstaunlich. Naja, und danach konnte er mich eben auch verstehen, hat gesagt: okay, wenn du diese Entscheidung gefällt hast, dass Schule dir nichts mehr bringt, dann mach eben dein Ding. Vielleicht liegts in der Familie. Brüche. Scheitern ist doch nicht verkehrt. Also jedenfalls solange es nur mich betrifft. Wenn ich gescheitert bin und nur ich die Konsequenzen tragen muss, dann finde ich das vollkommen okay. Der Moment des Scheiterns ist vielleicht total unangenehm, aber ohne Scheitern würde man die ganze Zeit dasselbe machen. Scheitern ist ja nur ne Richtungsänderung.


Ich hoff so kleine Hoffnungen. Momente. Reicht mir. Ich bin pragmatisch veranlagt, was das Hoffen anbelangt. Andererseits - neulich meinte ein Freund von mir: Warum soll man auf große Dinge hoffen, wenn sich sowieso nichts ändert? Das ist natürlich auch Quark und nur ne Ausrede um Talkshows zu gucken und Bildzeitung zu lesen.


Später hab ich dann Fachabi Informatik gemacht. Wieder ein harter Sprung, aber ich hab schon immer ein Faible für Computer gehabt. Hab mich zu der Zeit in lustigen Kreisen rumgetrieben. Gab ja ne Menge aktiver Leute in Deutschland was Netzwerkunsicherheit angeht und so... Da war ich ziemlich involviert. Mich hat die Technik interessiert, fand ich spannend zu wissen, wie man in Computersysteme eindringt.
Das hab ich dann übrigens auch abrupt abgebrochen. Sonntag auf Montag war das, weiß ich noch. Hab mir gesagt: Nee, das machste nicht mehr. Dann hab ich alles, was damit zusammenhing, gelöscht. Alle Zugänge, Emailadressen, alle Einwahldaten, hab mich noch von ein paar Leuten verabschiedet und dann wars das. Weils ne Sucht war. Ich hatte kaum Kontakt zu anderen Menschen, hab nur rumgehockt. Ich kenn zu viele Freaks, die das schon zwanzigdreißig Jahre machen und nur ihren Computer haben. Dazu ist das Leben zu interessant. Naja, da hab ich also „entfernen" gedrückt und bin rausgegangen.

Wenn ich was mache, dann mach ich es extrem, so bin ich. Heißt aber eben auch, dass ichs irgendwann abrupt abbreche. Ich wollte einfach stattfinden im Leben.


Ich finds schön zu sagen: nee, ich lebe jetzt, genau jetzt und mir wie ein Tier keine Platte zu machen, was morgen ist. Schaff ich nicht, aber ich bilde es mir ein, manchmal.

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Kommentare: 2
  • #1

    Tilla Pe (Montag, 01 September 2008 12:13)

    "Scheitern ist ja nur ne Richtungsänderung" - wunderbar!

  • #2

    Caro (Samstag, 20 Oktober 2012 20:18)

    Voll sympathisch. Auch mir ist der Satz über das Scheitern postiiv aufgefallen. "Wir sind die Brüder der romantischen Verlierer..." Wie geht's Dir jetzt, 2012?